Flammkuchen (glutenfrei) mit Birne, Speck und Ziegenfrischkäse

Flammkuchen (glutenfrei) mit Birne, Speck und Ziegenfrischkäse

19. Dezember 2014

Anzeige. Dieser Artikel beinhaltet Werbung (Was bedeutet das?).

Ungezügelter Genuss ist ein echtes Privileg. Das stelle ich immer wieder dann fest, wenn ich in Kontakt mit lieben Menschen komme, die durch Unverträglichkeiten oder Krankheit unfrei in der Entscheidung sind, was sie essen.

Ich habe heute einen etwas anderen, ernsten Artikel für Euch: Meine liebe Freundin Michaela leidet an Zöliakie, einer Glutenunverträglichkeit. Dadurch ist sie gezwungen, ihre Ernährung radikal umzustellen und auf vieles, was für mich selbstverständlich ist, zu verzichten. Im Artikel schreibt sie sehr persönlich darüber, wie sie lernte, von der Diagnose an mit der Krankheit umzugehen und peu à peu glutenfrei zu leben.

Michaela ist Ärztin und hat dadurch nochmals einen anderen Blickwinkel auf die Krankheit, und was durch diese mit dem eigenen Körper geschieht. Dennoch bedeutet die Einschränkung nicht gänzlichen Verzicht: Auch mit einer Glutenunverträglichkeit ist Genuss möglich. Welche Alternativen sie entdeckt hat und welche Tipps sie für Neudiagnostizierte hat, beschreibt sie in folgendem Artikel.

Glutenfrei leben… soo schlimm ist das gar nicht

Von Michaela Spaeth-Dierl

Meistens ernte ich betroffene Blicke, zumindest stehe ich für 5 Minuten nicht nur am Buffet – und halte alles auf – sondern auch im Zentrum der Aufmerksamkeit. „Glutenfrei? Ach, du meinst ohne diese Geschmacksverstärker?“. „Nein, das ist Glutamat…“

Und dann fange ich meist an zu erklären, dass Gluten in vielen Getreiden enthalten ist usw. Meine Mitmenschen finden es „eine Katastrophe“, dass ich keine Nudeln und kein Brot essen kann. Wenn ich dann anfange, zu erklären, dass ich auch kein Bier trinken, keine Pizza und kein Eisdieleneis essen darf, würden die meisten am liebsten aus Solidarität ihren vollen Teller unverrichteter Dinge irgendwo im Bücherregal abstellen. Liebevoll bietet man mir den Bio-veganen-lactosefreien Dinkeldrink an, den ich leider trotzdem ablehnen muss. Man versucht mich zu überzeugen, ich könne doch mal eine Ausnahme machen, schließlich wären wir ja alle keine Engel. Je nach Gesellschaft hole ich nun mehr oder weniger weit aus. In Restaurants drohe ich schon auch einmal mit dem Notarzt, wenn ich das Gefühl habe als „spinnerde Gesundheitsfanatikern“ belächelt zu werden. Sehr geehrte, wirklich Interessierte, ehrlich Anteilnehmende, vielleicht Neudiagnostizierte, Jemanden-kennende-der-jemanden-kennt…hier erfahrt Ihr mehr.

Zöliakie – was ist das eigentlich?

Zöliakie, Glutenunverträglichkeit oder einheimische Sprue – alle drei Begriffe bedeuten das Gleiche: eine chronische Erkrankung des Dünndarms, die auf einer lebenslangen Unverträglichkeit gegenüber Gluten beruht. Gluten ist ein Klebereiweiß, das vor allem in Getreidearten wie Weizen, Dinkel, Roggen und Gerste vorkommt.

Es handelt sich nicht um eine Allergie und auch nicht um eine Intoleranz – demzufolge gibt es auch leider bisher keine Möglichkeit der Desensibilisierung oder ein Pülverchen, dass man auf die Pizza streut und dann…. Einmal Zöliakie heißt derzeit leider immer Zöliakie und bedeutet eine lebenslange streng glutenfreie Diät.

Gluten führt zur Zerstörung der Darmschleimhaut

Gluten führt bei den Betroffenen zu einer sogenannten Auto-Immunreaktion, d.h. der Körper richtet sein Abwehrsystem gegen körpereigenes Gewebe. In diesem Fall ist der Dünndarm betroffen, genauer gesagt die Dünndarmschleimhaut, noch genauer gesagt die Dünndarmzotten. Diese dienen beim Gesunden dazu, die Darmoberfläche zu vergrößern, um so möglichst viele Nährstoffe aus der Nahrung aufnehmen zu können. Die Auto-Immunreaktion, die durch Gluten ausgelöst wird, führt zu einer chronischen Entzündung und zerstört so langfristig diese Darmzotten. Infolgedessen kann es zu einer Vielzahl von Beschwerden und Mangelerscheinungen kommen. Auch die Langzeitfolgen sind nicht „ohne“. Bleibt eine Zöliakie unbehandelt, kann es – abgesehen von Mangelerkrankungen wie Eisenmangelanämie oder Osteoporose – im Extremfall zur Entstehung eines Lymphoms kommen, einer Krebserkrankung des Lymphgewebes.

Bis hierher klingt das alles ziemlich gruselig. In der Tat, ist die Diagnose gestellt, wird sich einiges ändern müssen. Allerdings nicht ganz so viel, wie man denkt und inzwischen – anders als vor 15 Jahren – gibt es wirklich eine Vielzahl an Angeboten und leckeren Alternativen für Zöliakie-Betroffene. Und: Es winkt ein Leben in Beschwerdefreiheit – ohne die kleinen und großen Wehwehchen, die man irgendwann schon als zu einem selbst gehörig akzeptiert hatte.

Der Tag danach – oder die ersten Wochen

Als ich die Diagnose erhalten habe, wusste ich wirklich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Nein, ich war also wirklich nicht „verrückt“, das alles hatte tatsächlich eine – körperliche – Ursache. Aber alles, was ich mit wenig Aufwand über eine glutenfreie Ernährung herausfinden konnte, klang absolut… unmöglich. Umständlich und nach sehr wenig… Genuss. Nichtsdestotrotz stand „Großputz“ in der Küche an – und dabei flog so gut wie ALLES raus. Da war´s nicht getan mit Brot, Nudeln und Mehl, da waren auch die Sojasauce und die Gemüsebrühe, das Puddingpulver und das Müsli dabei. Die klaffenden Lücken versuchte ich mit – unverschämt teurem – pappdeckelartigem Brot zu füllen. Die ersten glutenfreien Nudeln lösten sich im Kochwasser nahezu vollständig auf. Was übrig blieb, wollte nicht einmal mein Hund fressen.

Ich war … frustriert. Es fiel mir schwer, auf meine „Nach der Vorlesung“-Brezel zu verzichten, der Kuchen im Stationszimmer war ab sofort tabu, und der anstehende Urlaub in Südtirol erschien mir wie ein – im wahrsten Sinne des Wortes – unbezwingbarer Berg. Südtirol, Italien: Land von Pasta und Pizza…
Und besser ging´s mir erst einmal nicht.

Italienische Lichtblicke

Was ich damals noch nicht wusste, war, dass mir praktisch nichts Besseres hätte passieren können, als meinen Urlaub in Südtirol zu verbringen. In Italien ist die Zöliakie wesentlich verbreiteter (will wohl eher heißen besser diagnostiziert) als in vielen anderen Ländern, dort gibt es nämlich sogar z. B. einen Screening-Test.
Ich habe also gar nicht so viele verständnislose Blicke geerntet, wie ich befürchtet hatte, ganz im Gegenteil. Man schickte mich in die Apotheke, wo ich aus einem Sortiment von glutenfreien Produkten von Schär (ortsansässig in Burgstall/Südtirol) wählen konnte, und die geschmacksmäßig weit über allem lagen, was ich bis dahin probiert hatte. Meine Vorräte an Reiswaffeln konnte ich zum größten Teil wieder mit nach Hause nehmen – oder an die Bergdohlen verfüttern. Zum krönenden Abschluss unseres Urlaubs sind mein Mann und ich Pizza essen gegangen. Glutenfrei!

Das Leben geht weiter…

…und wurde sogar nach und nach schöner und besser. Es hat lange gedauert, das muss ich wohl einräumen. Es hat lange gedauert, bis ich mir mein „täglich Brot“ zusammengesucht hatte und das Gefühl des Verzichts und des Ausgeschlossenseins in den Hintergrund getreten ist. Die Schär-Sachen habe ich auch in Deutschland gefunden, zum Glück. Und mit der Zeit auch eine ganze Menge anderer leckerer Produkte. Anfangs war das nicht so leicht, aber inzwischen gibt es nicht nur in Reformhäusern und Bioläden, sondern auch in ganz normalen Supermärkten ein ziemlich breites Angebot an leckeren, glutenfreien Lebensmitteln. Ich bin Mitglied bei der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft geworden, die eine Liste glutenfreier Lebensmittel herausgibt und eine Zeitschrift. Das hat mir am Anfang sehr geholfen und mir Sicherheit gegeben. Inzwischen bin ich ja ein alter Hase und weiß ziemlich genau, wo die Fallstricke liegen. Ich habe mir ein Buch besorgt mit Rezepten, hab mit verschiedenen Mehlen herumprobiert und letztendlich genießbares Brot, Kuchen, Pizza und Plätzchen gebacken.

Gesund sein

Es hat noch länger gedauert, bis es mir wirklich gut ging. Jahre, um ehrlich zu sein. Aber mit der Zeit ist alles besser geworden. Die Bauchschmerzen, die Hautprobleme, die häufigen Nebenhöhlenentzündungen – all das ist seltener geworden. Ich hab endlich mal ein paar Kilo auf die Rippen bekommen, wurde leistungsfähig beim Sport. Das genieße ich sehr. Das macht nach wie vor das erträglich, was…
…schwierig bleibt. Und das ist …alles Spontane und unterwegs zu sein. Meine Freunde und Familie sind natürlich „gebrieft“, da setze ich mich entspannt an den Tisch. Anders ist das in der Arbeit, unterwegs, auf Reisen und im Ausland.

Tipps für die erste Zeit – und für später

Käme heute jemand zu mir, der gerade die Diagnose erhalten hat, würde ich ihn natürlich zu Google schicken. Wohin sonst…? Die Mitgliedschaft bei der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft kann ich auch empfehlen. Die Listen sind gerade am Anfang echt hilfreich, es gibt Ortsgruppen für Betroffene, die sich regelmäßig treffen, und die Zeitschrift liefert das Neueste aus der Forschung und den einen oder anderen wertvollen Tipp oder eine Adresse. Ansonsten gibt es inzwischen ungefähr 1001 Website zum Thema Zöliakie und glutenfreie Ernährung, von Medizinportalen über private Blogs bis hin zu den Seiten von Herstellern glutenfreier Produkte.

Was mir besonders gut gefällt, ist die Seite glutenfreeroads.com. Hier kann man ein beliebiges Reiseziel eingeben und findet dann eine Auswahl an Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Eisdielen, Cafés oder auch Unterkünfte und Hotels, die auf glutenfreie Ernährung eingestellt sind. Inklusive Bewertung durch andere Nutzer. Gibt´s auch als App, was superpraktisch ist für unterwegs.

Michaela, vielen lieben Dank für diese vielen, sehr persönlichen Einblicke in Deinen Umgang mit der Zöliakie!

flammkuchen-hirschschinken-birnen-brunnenkresse-2

Rezept

Dauer: Ca. 30 Minuten

Zutaten für den (glutenfreien) Flammkuchen mit Birnen, Hirschschinken, Maronen und Ziegenfrischkäse (Für einen Flammkuchen, Durchmesser etwa 30cm):

Für den Teig:

  • 125 g glutenfreies Mais-Mehl, z. B. von Schär
  • 1/2 TL Salz
  • 80 ml Wasser
  • 2 EL Öl

Für den Belag:

  • 1 Birne
  • 3 Scheiben Hirschschinken oder Speck
  • 100 g Maronen
  • 50 g Ziegenfrischkäse
  • 2 EL Schmand
  • Salz, Pfeffer
  • Etwas Brunnenkresse

Zubereitung:

1 Für den Teig Mehl, Öl, Wasser und Salz schnell mit einem Holzkochlöffel zu einem homogenen Teig verarbeiten. Falls der Teig noch etwas zu bröselig sein sollte, etwas mehr Wasser zugeben.

2 Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche dünn ausrollen. Mit Schmand bestreichen und mit Salz und Pfeffer bestreuen. Den Backofen samt Pizzastein auf 230°C Ober- und Unterhitze vorheizen (Alternativ den Grill auf dieselbe Temperatur samt Pizzastein vorheizen).

3 Die Birne vierteln und entkernen. In Scheiben schneiden und auf dem Flammkuchen verteilen. Maronen hacken und ebenfalls auf dem Flammkuchen verteilen. Den Flammkuchen in 10 bis 15 Minuten fertig backen.

4 Hirschschinken oder Speck in Streifen schneiden und mit dem Ziegenfrischkäse auf dem fertig gebackenen Flammkuchen verteilen. Mit Brunnenkresse garnieren und servieren.

Werbe-Hinweis: Der Artikel enstand in Zusammenarbeit mit Dr. Schär auf Initiative von HighFoodality. Im Artikel wird die Marke mehrfach genannt und auf die Webseiten verlinkt. Auf den Inhalt des Artikels wurde kein Einfluss genommen.

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Ungezügelter Genuss ist ein echtes Privileg. Das stelle ich immer wieder dann fest, wenn ich in Kontakt mit lieben Menschen komme, die durch Unverträglichkeiten oder Krankheit unfrei in der Entscheidung sind, was sie essen.

Ich habe heute einen etwas anderen, ernsten Artikel für Euch: Meine liebe Freundin Michaela leidet an Zöliakie, einer Glutenunverträglichkeit. Dadurch ist sie gezwungen, ihre Ernährung radikal umzustellen und auf vieles, was für mich selbstverständlich ist, zu verzichten. Im Artikel schreibt sie sehr persönlich darüber, wie sie lernte, von der Diagnose an mit der Krankheit umzugehen und peu à peu glutenfrei zu leben.

Michaela ist Ärztin und hat dadurch nochmals einen anderen Blickwinkel auf die Krankheit, und was durch diese mit dem eigenen Körper geschieht. Dennoch bedeutet die Einschränkung nicht gänzlichen Verzicht: Auch mit einer Glutenunverträglichkeit ist Genuss möglich. Welche Alternativen sie entdeckt hat und welche Tipps sie für Neudiagnostizierte hat, beschreibt sie in folgendem Artikel.

Glutenfrei leben… soo schlimm ist das gar nicht

Von Michaela Spaeth-Dierl

Meistens ernte ich betroffene Blicke, zumindest stehe ich für 5 Minuten nicht nur am Buffet – und halte alles auf – sondern auch im Zentrum der Aufmerksamkeit. „Glutenfrei? Ach, du meinst ohne diese Geschmacksverstärker?“. „Nein, das ist Glutamat…“

Und dann fange ich meist an zu erklären, dass Gluten in vielen Getreiden enthalten ist usw. Meine Mitmenschen finden es „eine Katastrophe“, dass ich keine Nudeln und kein Brot essen kann. Wenn ich dann anfange, zu erklären, dass ich auch kein Bier trinken, keine Pizza und kein Eisdieleneis essen darf, würden die meisten am liebsten aus Solidarität ihren vollen Teller unverrichteter Dinge irgendwo im Bücherregal abstellen. Liebevoll bietet man mir den Bio-veganen-lactosefreien Dinkeldrink an, den ich leider trotzdem ablehnen muss. Man versucht mich zu überzeugen, ich könne doch mal eine Ausnahme machen, schließlich wären wir ja alle keine Engel. Je nach Gesellschaft hole ich nun mehr oder weniger weit aus. In Restaurants drohe ich schon auch einmal mit dem Notarzt, wenn ich das Gefühl habe als „spinnerde Gesundheitsfanatikern“ belächelt zu werden. Sehr geehrte, wirklich Interessierte, ehrlich Anteilnehmende, vielleicht Neudiagnostizierte, Jemanden-kennende-der-jemanden-kennt…hier erfahrt Ihr mehr.

Zöliakie – was ist das eigentlich?

Zöliakie, Glutenunverträglichkeit oder einheimische Sprue – alle drei Begriffe bedeuten das Gleiche: eine chronische Erkrankung des Dünndarms, die auf einer lebenslangen Unverträglichkeit gegenüber Gluten beruht. Gluten ist ein Klebereiweiß, das vor allem in Getreidearten wie Weizen, Dinkel, Roggen und Gerste vorkommt.

Es handelt sich nicht um eine Allergie und auch nicht um eine Intoleranz – demzufolge gibt es auch leider bisher keine Möglichkeit der Desensibilisierung oder ein Pülverchen, dass man auf die Pizza streut und dann…. Einmal Zöliakie heißt derzeit leider immer Zöliakie und bedeutet eine lebenslange streng glutenfreie Diät.

Gluten führt zur Zerstörung der Darmschleimhaut

Gluten führt bei den Betroffenen zu einer sogenannten Auto-Immunreaktion, d.h. der Körper richtet sein Abwehrsystem gegen körpereigenes Gewebe. In diesem Fall ist der Dünndarm betroffen, genauer gesagt die Dünndarmschleimhaut, noch genauer gesagt die Dünndarmzotten. Diese dienen beim Gesunden dazu, die Darmoberfläche zu vergrößern, um so möglichst viele Nährstoffe aus der Nahrung aufnehmen zu können. Die Auto-Immunreaktion, die durch Gluten ausgelöst wird, führt zu einer chronischen Entzündung und zerstört so langfristig diese Darmzotten. Infolgedessen kann es zu einer Vielzahl von Beschwerden und Mangelerscheinungen kommen. Auch die Langzeitfolgen sind nicht „ohne“. Bleibt eine Zöliakie unbehandelt, kann es – abgesehen von Mangelerkrankungen wie Eisenmangelanämie oder Osteoporose – im Extremfall zur Entstehung eines Lymphoms kommen, einer Krebserkrankung des Lymphgewebes.

Bis hierher klingt das alles ziemlich gruselig. In der Tat, ist die Diagnose gestellt, wird sich einiges ändern müssen. Allerdings nicht ganz so viel, wie man denkt und inzwischen – anders als vor 15 Jahren – gibt es wirklich eine Vielzahl an Angeboten und leckeren Alternativen für Zöliakie-Betroffene. Und: Es winkt ein Leben in Beschwerdefreiheit – ohne die kleinen und großen Wehwehchen, die man irgendwann schon als zu einem selbst gehörig akzeptiert hatte.

Der Tag danach – oder die ersten Wochen

Als ich die Diagnose erhalten habe, wusste ich wirklich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Nein, ich war also wirklich nicht „verrückt“, das alles hatte tatsächlich eine – körperliche – Ursache. Aber alles, was ich mit wenig Aufwand über eine glutenfreie Ernährung herausfinden konnte, klang absolut… unmöglich. Umständlich und nach sehr wenig… Genuss. Nichtsdestotrotz stand „Großputz“ in der Küche an – und dabei flog so gut wie ALLES raus. Da war´s nicht getan mit Brot, Nudeln und Mehl, da waren auch die Sojasauce und die Gemüsebrühe, das Puddingpulver und das Müsli dabei. Die klaffenden Lücken versuchte ich mit – unverschämt teurem – pappdeckelartigem Brot zu füllen. Die ersten glutenfreien Nudeln lösten sich im Kochwasser nahezu vollständig auf. Was übrig blieb, wollte nicht einmal mein Hund fressen.

Ich war … frustriert. Es fiel mir schwer, auf meine „Nach der Vorlesung“-Brezel zu verzichten, der Kuchen im Stationszimmer war ab sofort tabu, und der anstehende Urlaub in Südtirol erschien mir wie ein – im wahrsten Sinne des Wortes – unbezwingbarer Berg. Südtirol, Italien: Land von Pasta und Pizza…
Und besser ging´s mir erst einmal nicht.

Italienische Lichtblicke

Was ich damals noch nicht wusste, war, dass mir praktisch nichts Besseres hätte passieren können, als meinen Urlaub in Südtirol zu verbringen. In Italien ist die Zöliakie wesentlich verbreiteter (will wohl eher heißen besser diagnostiziert) als in vielen anderen Ländern, dort gibt es nämlich sogar z. B. einen Screening-Test.
Ich habe also gar nicht so viele verständnislose Blicke geerntet, wie ich befürchtet hatte, ganz im Gegenteil. Man schickte mich in die Apotheke, wo ich aus einem Sortiment von glutenfreien Produkten von Schär (ortsansässig in Burgstall/Südtirol) wählen konnte, und die geschmacksmäßig weit über allem lagen, was ich bis dahin probiert hatte. Meine Vorräte an Reiswaffeln konnte ich zum größten Teil wieder mit nach Hause nehmen – oder an die Bergdohlen verfüttern. Zum krönenden Abschluss unseres Urlaubs sind mein Mann und ich Pizza essen gegangen. Glutenfrei!

Das Leben geht weiter…

…und wurde sogar nach und nach schöner und besser. Es hat lange gedauert, das muss ich wohl einräumen. Es hat lange gedauert, bis ich mir mein „täglich Brot“ zusammengesucht hatte und das Gefühl des Verzichts und des Ausgeschlossenseins in den Hintergrund getreten ist. Die Schär-Sachen habe ich auch in Deutschland gefunden, zum Glück. Und mit der Zeit auch eine ganze Menge anderer leckerer Produkte. Anfangs war das nicht so leicht, aber inzwischen gibt es nicht nur in Reformhäusern und Bioläden, sondern auch in ganz normalen Supermärkten ein ziemlich breites Angebot an leckeren, glutenfreien Lebensmitteln. Ich bin Mitglied bei der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft geworden, die eine Liste glutenfreier Lebensmittel herausgibt und eine Zeitschrift. Das hat mir am Anfang sehr geholfen und mir Sicherheit gegeben. Inzwischen bin ich ja ein alter Hase und weiß ziemlich genau, wo die Fallstricke liegen. Ich habe mir ein Buch besorgt mit Rezepten, hab mit verschiedenen Mehlen herumprobiert und letztendlich genießbares Brot, Kuchen, Pizza und Plätzchen gebacken.

Gesund sein

Es hat noch länger gedauert, bis es mir wirklich gut ging. Jahre, um ehrlich zu sein. Aber mit der Zeit ist alles besser geworden. Die Bauchschmerzen, die Hautprobleme, die häufigen Nebenhöhlenentzündungen – all das ist seltener geworden. Ich hab endlich mal ein paar Kilo auf die Rippen bekommen, wurde leistungsfähig beim Sport. Das genieße ich sehr. Das macht nach wie vor das erträglich, was…
…schwierig bleibt. Und das ist …alles Spontane und unterwegs zu sein. Meine Freunde und Familie sind natürlich „gebrieft“, da setze ich mich entspannt an den Tisch. Anders ist das in der Arbeit, unterwegs, auf Reisen und im Ausland.

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Michaela, vielen lieben Dank für diese vielen, sehr persönlichen Einblicke in Deinen Umgang mit der Zöliakie!

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Rezept

Dauer: Ca. 30 Minuten

Zutaten für den (glutenfreien) Flammkuchen mit Birnen, Hirschschinken, Maronen und Ziegenfrischkäse (Für einen Flammkuchen, Durchmesser etwa 30cm):

Für den Teig:

  • 125 g glutenfreies Mais-Mehl, z. B. von Schär
  • 1/2 TL Salz
  • 80 ml Wasser
  • 2 EL Öl

Für den Belag:

  • 1 Birne
  • 3 Scheiben Hirschschinken oder Speck
  • 100 g Maronen
  • 50 g Ziegenfrischkäse
  • 2 EL Schmand
  • Salz, Pfeffer
  • Etwas Brunnenkresse

Zubereitung:

1 Für den Teig Mehl, Öl, Wasser und Salz schnell mit einem Holzkochlöffel zu einem homogenen Teig verarbeiten. Falls der Teig noch etwas zu bröselig sein sollte, etwas mehr Wasser zugeben.

2 Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche dünn ausrollen. Mit Schmand bestreichen und mit Salz und Pfeffer bestreuen. Den Backofen samt Pizzastein auf 230°C Ober- und Unterhitze vorheizen (Alternativ den Grill auf dieselbe Temperatur samt Pizzastein vorheizen).

3 Die Birne vierteln und entkernen. In Scheiben schneiden und auf dem Flammkuchen verteilen. Maronen hacken und ebenfalls auf dem Flammkuchen verteilen. Den Flammkuchen in 10 bis 15 Minuten fertig backen.

4 Hirschschinken oder Speck in Streifen schneiden und mit dem Ziegenfrischkäse auf dem fertig gebackenen Flammkuchen verteilen. Mit Brunnenkresse garnieren und servieren.

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11 Comments

  1. Toaster-Kaufen.de 19. Dezember 2014 at 12:26 - Reply

    Sieht wahnsinnig gut aus! Für wie viele Personen reicht denn eine Pizza etwa?

    LG

    • Uwe 19. Dezember 2014 at 13:27 - Reply

      Och, ich traue mir schon zu, einen Flammkuchen alleine zu essen…

  2. Tilo 19. Dezember 2014 at 14:09 - Reply

    Moin,moin!
    Mein ältester Sohn war knapp 3 Jahre alt, als die Diagnose gestellt wurde. Das ist jetzt bald 30 Jahre her. Es geht ihm gesundheitlich blendend und mit etwas Erfahrung ist die Diät kein wirkliches Problem. Es hat Zeiten gegeben, da sind wir mit tiefgekühltem Brot quer durch Deutschland gefahren, weil man es nicht überall kaufen konnte; alles Schnee von gestern, auch dank Schär. Unsere Erfahrung: wenn schon Diät, dann ist glutenfrei immer noch recht unkompliziert. Ein Problem sind Diätfehler. Man bemerkt sie meist nicht (sofort). Da sind regelmäßige Tests auf Gliadin-Antikörper hilfreich.
    LG Tilo

  3. Tore 20. Dezember 2014 at 07:04 - Reply

    Ich dachte immer, dass ich mit meiner Unverträglichkeit auf diese wirklich nicht leckeren Produkte aus dem Reformhaus angewiesen bin aber hier habe ich eine tolle Alternative gefunden. Vielen lieben Dank

  4. Ute 17. Juni 2015 at 06:28 - Reply

    Hey Uwe,

    zufällig bin ich auf Deinen Blog gestossen und bin begeistert.

    Nur dieses Rezept solltest Du, Dank Speck, doch besser aus der Kategorie “Vegetarisch” rausnehmen ;-)

    Lieben Grüß

    Ute

    • Uwe 17. Juni 2015 at 13:33 - Reply

      Oh, das war keine Absicht. Danke für den Hinweis!

  5. Gabriele Kiefer 14. Oktober 2015 at 08:23 - Reply

    Hallo Uwe,
    ich verfolge deinen Blog schon lange und habe nun auch die App runtergeladen. Danke für deine Inspirationen und wundervollen Rezepte. Jetzt habe ich gerade diesen tollen Flammkuchen endeckt und da ich auch Glutenintollerant bin muss ich nichts umstellen und abwandeln. Ich kann Michaela gut verstehen, da ich auch schon so einiges mitgemacht habe. Mein Arzt ist, obwohl ich ihm das Gegenteil schon bewiesen habe, immer noch der Meinung die Krankheit wäre nur in meinem Kopf. Aber ich weiss wie ich mich fühle wenn ich Gluten essen und wenn nicht. Ich habe gelernt auf meinen Körper zu hören, ihm nur frische und gesunde Dinge zu geben und er dankt es mir mit Vitalität und Gesundheit. Ich lebe in Norwegen, was zwar ein schönes Land ist und ich fühle mich auch wohl, aber leider ist es nicht einfach glutenfreie Produkte zu bekommen. Zum einen sind sie teuer oder du musst sie im Internet bestellen und das oft aus dem Ausland. Ich liebe es zu kochen und zu experimentieren und nachdem meine Kollegen mich immer wieder nach Rezepten gefragt haben, habe ich es gewagt und einen Blog gestartet. Vielleicht hast du ja mal Lust mich zu besuchen “Whatchamacook.com” Ich würde mich sehr freuen. Mach weiter so und inspiriere uns mit vielen leckeren Sachen. Winterliche Grüsse aus Stavanger – Gaby :)

  6. twort 7. November 2016 at 21:22 - Reply

    sehr sehr gute rezepte, freu mich sie nach zu machen.

  7. Fiona 22. Oktober 2017 at 16:40 - Reply

    Hi Uwe,
    toller Foodblog von dir – besonders der Artikel mit den Erfahrungen einer Zöliakie-Betroffenen hat mir sehr gefallen. Danke dafür!
    Das Flammkuchen-Rezept wird unbedingt ausprobiert.
    Viele Grüße
    Fiona

  8. Lisa 19. Dezember 2020 at 17:26 - Reply

    Hi Uwe! Danke für das Rezept! Ich habe es eben nachgemacht, aber irgendwie fällt bei mir alles auseinander :-/ Mein Teig hat sich auch eher angefühlt wie Play-Doh. Ich bin gespannt, der Falmmkuchen ist gerade noch im Ofen, ich hole ihn in 5 Minuten raus.

    Ist der Teig bei dir aber auch immer eher so?

    Liebe Grüße,
    Lisa

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