“Home Made: Winter” von Yvette van Boven [Rezension]

Published On: 7. April 2013Last Updated: 29. Juni 20188 Kommentare on “Home Made: Winter” von Yvette van Boven [Rezension]

Gemeinsam mit meiner Cousine Juliane von Schöner Tag noch! habe ich Yvette van Bovens Kochbuch “Home Made Winter” genauer unter die Lupe genommen. Nach dem Motto “Zwei Blogs, ein Buch” haben wir in Summe sechs Rezepte probiert und heute unser Fazit für Dich vorbereitet.

Zum Glück lässt sich der Winter dieses Jahr noch etwas Zeit, was uns den Spielraum gibt, die Rezension für ein saisonales Kochbuch noch im April zu veröffentlichen. Es wäre richtig schade gewesen: Das Buch ist voll spannender Anregungen und kreativer Gerichte. Julianes Rezension findest Du hier.

Der Saisonalität wird Yvette van Boven – eine niederländische Köchin, Illustratorin und Restaurant-Besitzerin – voll gerecht: Alle Rezepte sollen die kalte Jahreszeit versüßen und leckerer machen. Sie gliedert ihr Buch in klassische Kapitel wie Frühstück, Kuchen, Snacks und Vorspeisen, Hauptgerichte und Desserts. Zudem finden sich ein paar Drinks unter der Rezepte-Auswahl, denn wer wärmt sich Winters nicht gern an einem heißen Glühwein Finger und Seele.

Home Made Winter hat Stil

Die Aufmachung des Buchs ist sehr individuell: Die Autorin hat es geschafft, ihren eigenen Stil zu transportieren und – viel wichtiger-  zu erschaffen. So finden sich zwischen den Rezepten viele kleine Illustrationen, die eine textuelle Zubereitungsanleitung ersetzen. Manchmal findest Du auf dem einen oder anderen Foto auch Zusatzinformationen, die illustrativ ergänzt sind. Diese zeichnerischen Merkmale unterscheiden das Buch stark vom sonstigen Einheitsbrei und machen schon beim ersten Durchblättern Lust auf den ausführlichen Konsum.

Fotos sind für mich mit die wichtigsten Kaufargumente bei der Durchsicht eines Kochbuches. Bücher ohne Fotos kaufe ich so gut wie nie – die Bilder gehören einfach dazu. Sie sollen ästhetisch sein, Appetit anregen und auch technisch eine gewisse Qualität besitzen (Für mich ist das einfach wichtig, weil ich mich auch gerne technisch mit der Fotografie beschäftige – das Argument ist höchst subjektiv und kann getrost ignoriert werden, hihi).

“Home Made Winter”  besitzt einen durchgängigen Fotografie-Stil. Dieser ist nicht darauf ausgerichtet, auf jeder Seite Hochglanzmagazin-taugliche Bilder zu zeigen: Die Gerichte werden bodenständig, appetitlich und ohne künstlich erschaffene Arrangements gezeigt. Das bringt die Rezepte sehr nah an die eigene Küche und verringert die obligatorische Distanz zwischen Autor und Leser, weil auf offensichtliche Perfektion verzichtet wird. Im Zusammenspiel mit Illustration und Design ergibt sich ein rundes, in sich konsistentes Werk, das frisch daherkommt: Ich hatte oft das Gefühl, etwas wirklich Neues zu sehen. Die Aufmachung ist in Summe eher weiblich und mir manchmal etwas zu kitschig: Aber da mir bewusst ist, das ich nicht die Zielgruppe repräsentiere, werde ich an dieser Stelle brav schweigen. Oder doch nicht: Kennst Du diesen Moment, als Mann im Zeitschriftenladen mit irritierten Blicken bombardiert zu werden, weil Du mit fettem Grinsen im Gesicht die Rezepte in den Frauenzeitschriften studierst? Unbezahlbar.

Die Saisonalität endet nicht mit winterlichen Rezepten, sondern wird auch im Buch weiter aufgegriffen. So finden sich einige Anregungen, um klassische Anlässe des Winters standesgemäß begehen zu können. Egal ob Nikolaus, Adventszeit, Weihnachten, Silvester oder Ostern: Für alle Gelegenheiten gibt es spezielle Hinweise, Rezepte und Anregungen. Das hat Spaß gemacht!

Gebratener Zander, Nussbutter-Spitzkohl und Beurre Blanc mit Vanille

Irlands Küche als Blaupause für Winter-Rezepte

Yvette van Boven wuchs in Irland auf, einem, wie sie es beschreibt, kalten, eher winterlichen Ort. Deswegen sind die Rezepte in “Home Made Winter” sehr irisch inspiriert. So finden sich klassische Eintöpfe und Stews, leckere Lamm-Gerichte und wärmende Pies – süß wie salzig. Die Autorin hatte zudem das Glück, die Sommer oft in Frankreich verbringen zu dürfen, weswegen vor kurzem “Home Made: Sommer” mit vielen Rezepten als Hommage an die französische Küche erschien.

Die Küche Irlands kommt oft sehr kräftig daher, mit vielen deftigen Zutaten und intensiven, wärmenden Aromen. Besonders schön finde ich die vielen Frühstücks-Anregungen für einen gelungenen Start in den Tag: Solche Inspirationen finde ich selten in Kochbüchern. Nach dem Genuss von Kardamom-Orangen-Scones, einem Irish Whiskey Soda Bread mit etwas frischer Quittenmarmelade mit Sternanis sowie einem herzigen Colcannon bist Du sicherlich gerüstet für einen kalten, stürmischen Tag an der Küste der grünen Insel.

Die Hauptgerichte bieten die Reichhaltigkeit der winterlichen Küche: Schmorgerichte, Pasteten, Eintöpfe und allerlei Fischgerichte stehen zur Auswahl. Wer nach Kalbfleisch mit Zwiebel-Granatapfel-Kompott, Pulled Pork oder einem Pie mit Kalbsniere und Steak noch Lust auf etwas Süßes verspürt, wird bei den Desserts schnell fündig: Ein gewürzter Birnen-Nuss-Kuchen mit Calvadossirup oder ein Winterpudding mit Marsala-Rosinen-Custard runden die Sache ab.

Was Juliane und ich gekocht haben

Juliane und ich haben insgesamt sechs Rezepte aus “Home Made Winter” nachgekocht:

In Summe können wir sagen, dass die Angaben im Buch gut als Vorlage dienen und plausibel geschrieben sind. Die Arbeitsabläufe stimmen und greifen gut ineinander, so dass das Buch auch für Anfänger geeignet sein wird. Die einzelnen Schritte sind gut und präzise erklärt. Der gebratene Zander mit Nussbutter-Spitzkohl und Beurre Blanc mit Vanille war schlichtweg grandios und hat mich und meine mitessenden Kollegen wirklich begeistert.

In Roter Bete marinierte Lachsforelle mit einer Meerrettich-Apfel-Mohn-Mousse

Bei meinem zweiten Gericht – der marinierten Lachsforelle – muss ich wirklich zugeben, dass ich gespalten bin: Die Geschmacksvielfalt in diesem Gericht ist wirklich hoch. Neben einer fantastischen, in Roter Bete marinierten Lachsforelle gehören eine Meerrettich-Mohn-Mousse, ein dünn aufgeschnittener Granny Smith Apfel sowie eine Basilikum-Limetten-Vinaigrette zum Programm. Da die Lachsforelle für sich schon sehr aromatisch ist, wussten meine Geschmacksknospen gar nicht mehr wohin bei all den Eindrücken und waren schnell übersättigt. Die Vorspeise eignet sich daher meiner Meinung nach eher als Amuse Gueule.

In Roter Bete marinierte Lachsforelle mit einer Meerrettich-Apfel-Mohn-Mousse

Fazit

Yvette van Boven hat ein sehr schönes Kochbuch erschaffen, das in Aufmachung, Design und Stil einzigartig ist und wunderbar funktioniert. Im Buch finden sich eine Reihe Gerichte, bei denen ich nicht das Gefühl hatte, diese schon einmal gesehen zu haben, was ein erfrischendes Erlebnis ist. Ich kann “Home Made Winter” besten Gewissens empfehlen und werde nächsten Winter sicher wieder viel Spaß mit den Gerichten daraus haben.

  • Aufmachung/Design: 4/5
  • Fotos: 3/5
  • Rezepte: 4/5
  • Nachkochbarkeit: 4/5
  • Kaufempfehlung: 4/5

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8 Comments

  1. Juliane 7. April 2013 at 12:06 - Reply

    Den Zander merke ich mir auch mal vor! Wenn Du so begeistert bist, muss mir das ja eigentlich auch schmecken. Die Meerrettich-Apfel-Mohn-Mousse sieht schön frisch aus bei Dir, ich kann mir aber auch vorstellen, dass das ingesamt etwas zu viel an kräftigen Aromen ist.

    Die Gewürzblüten-Butter habe ich übrigens auch schon gebloggt, hier der Direktlink zum Beitrag:
    http://schoenertagnoch.blogspot.de/2013/04/nachgemacht-gewurzbluten-butter.html

    Das nächste Kochbuch darfst dann Du aussuchen, damit hier auch mal die männliche Seite voll bedient wird, ok? ;-)

    Liebe Grüße!

  2. Wabbi 9. April 2013 at 15:59 - Reply

    Oh der Lachs samt “Anhang” sieht aber sehr köstlich aus!!!
    Ob du uns das Rezept dazu auch noch auf dem Blog verraten wirst?

    ganz lieben Dank für den tollen Bericht und das Nachkochen ;-)

    Grüßle
    Wabbi

  3. Christina 9. April 2013 at 18:02 - Reply

    Ich hab ja schon bei Juliane meinen “Senf” dazugegeben und möchte das aber hier auch nochmal tun. Ich finde die Idee ganz gelungen und spannend zu sehen, wie Eure “gleichen” Kreationen so gelungen sind und aussehen. Die Lachsforelle mit der Meerettich-Mohn-Mousse sieht übrigens sensationell aus. Dazu die Äpfel und die Vinaigrette, das liest sich total lecker. Dachte übrigens zuerst, dass das ein Dessert ist…
    Liebe Grüße!

    • Uwe 9. April 2013 at 19:41 - Reply

      @Juliane: Keine Sorge, das muss nicht sein ;)

      @Wabbi: Das Rezept kommt auch noch dran, kann aber ein wenig dauern. Ich habe Blog-Stau und kriege die Rezepte nicht weg…

      @Christina: Das hab’ ich schon beim Cousinchen gelesen – wir werden die Serie bestimmt weiter führen. Tatsächlich ist’s ne Vorspeise, eine sehr intensive sogar…

  4. Hesting 10. April 2013 at 06:48 - Reply

    Das ist dann wohl ein Kaufbefehl für beide Bücher, oder? ;-)

    • Uwe 10. April 2013 at 15:20 - Reply

      So sieht’s aus :D

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