zorra hat den Food-o-Grafie Blog-Event wiederbelebt und dazu aufgerufen, einen Artikel über das eigene Foto-Equipment zu verfassen. Da sich in letzter Zeit die Anfragen häufen, mit welchem Equipment und wie ich meine Food-Fotos erstelle, komme ich der Aufforderung gerne nach.

Update 16.03.2015: Ich habe diesen Artikel am 16.03.2015 aktualisiert und um neues Equipment ergänzt. 

Das Thema Food-Fotografie wird über die vielen Blogs ganz unterschiedlich behandelt und gewichtet: Die Fotografie ist neben der Kocherei und Sport das dritte wichtige Hobby für mich. Daher habe ich den Anspruch an mich, möglichst gute Bilder zu schießen. Dem opfere ich aber weder ein warmes Essen, noch das gemeinsame Mahl mit meiner Familie oder die möglichst natürliche Ästhetik. Wenn ich Gäste habe, verzichte ich oft auf das Fotografieren. Die Gerichte werden bei mir so abgelichtet, wie sie auch verzehrt werden können. Keine Tricks, kein doppelter Boden, kein Haarspray. Heute möchte ich Dir einen Einblick in mein Equipment geben, garniert mit ein paar Bildern abseits der Food-Fotografie.

Wer viel Geld in gutes Equipment investiert, kauft sich dadurch nicht automatisch gute Food-Bilder. Die Fotografie ist ein Handwerk, welches erlernt werden will. Und wie in jedem Handwerk muss der Umgang mit Werkzeugen trainiert und die Fähigkeit, die richtige Wahl des für die Aufgabe bestgeeignetsten Werkzeuges verbessert werden.

Wer jedoch plant, ernsthaft in die Food-Fotografie einzusteigen, wird um den Erwerb semiprofessionellen Equipments nicht umhin kommen. Zu oft beeinflussen schlechte Lichtverhältnisse den Grad der Ergebnisqualität. Nicht umsonst wünschen sich Fotografen „Gut Licht“ für anstehende Aufgaben.

Gutes Licht ist der Unterschied zwischen einem exzellenten und einem mittelmäßigen Bild. In 99% aller Fälle herrschen aber schlechte Lichtverhältnisse, die mit gutem Equipment kompensiert werden können. Und lichtstarkes Equipment ist teuer und meist den semiprofessionellen Spiegelreflexkameras (DSLR) vorbehalten.

Light Painting mit Feuerzeugen und “unendlicher” Verschlusszeit.

Zu einem späteren Zeitpunkt in dieser Serie werde ich mich in einer Episode der Frage widmen, wie gut eine digitale Kompaktkamera an die Ergebnisqualität einer DSLR herankommt. Denn ein exzellenter Fotograf mit dem geschulten Auge für Motiv und Perspektive wird immer gute Bilder machen, egal mit welcher Kamera er fotografiert.

Es ist also immer das fotografische Können für ein gutes Bild entscheidend, ein gutes Equipment sorgt für technische Qualität.

Wenn sich jemand ernsthaft mit der Fotografie beschäftigen und mittelfristig die Qualität seiner Food-Bilder nachhaltig verbessern möchte, so empfehle ich den Erwerb einer digitalen Spiegelreflexkamera. Dabei ist es gleich ob ein Modell von Canon oder Nikon gewählt wird, beide Hersteller beherrschen ihr Fach und bieten in etwa gleiche Angebote. Ich bin vor Jahren mit einer Canon EOS 450d in die Fotografie eingestiegen und seither bei Canon geblieben – und voll zufrieden.

Während der “Blauen Nacht” wird die Nürnberger Burg durch Projektionen erhellt.

Ich fotografiere mit einer Canon EOS 50D Canon EOS 5D Mark III. Die 50D rangierte lange am oberen Ende der semiprofessionellen Mittelklasse und war bis zum Erscheinen der Canon EOS 60D und Canon EOS 7D (die auch filmen können) die bestausgestattete Kamera mit APS-C-Sensor. Die 50D besaß ein für den Preis gutes Rauschverhalten mit ISO-Werten zwischen 100 und 3200. Das angenehm große Display ermöglicht eine gute Kontrolle der geschossenen Bilder.

Dennoch: Mir war die Abbildungsleistung hinsichtlich Schärfe und ISO-Rauschverhalten irgendwann nicht mehr ausreichend genug, weshalb ich mit Erscheinen der EOS 5D Mark III den Wechsel in den Vollformat-Bereich vollzogen habe.

Bei den Kameras 50D, 60D und 70D handelt es sich um eine sogenannte “Crop-Kameras“. Durch den APS-C Sensor bringt die Kamera einen Zoom-Effekt um den Faktor 1,6 mit. Dies bedeutet, dass jede Brennweite, die man an der Kamera benutzt, eigentlich um den Wert 1,6 multipliziert werden muss. Ein 50mm-Objektiv ist an einer Crop also ein 80mm-Objektiv: Man ist näher am Objekt. Verwendet man die Objektive an einer Vollformat-Kamera, erhält man die “echten” 50mm – auf dem Bild ist also mehr zu sehen, die Aufnahme wird weitwinkliger.

Boston bei Sturm und mit Tele.

Nachdem ich viel experimentiert habe, verwende ich mittlerweile nur noch Canon-Objektive. Die sind zwar etwas teurer als die Produkte diverser Dritthersteller, dafür harmonieren sie aber auch optimal mit der Canon-Kamera. Ich handle nach der Maxime „An eine Canon kommt nur Canon“ und fahre seither sehr gut damit. Vorher hatte ich immer Probleme mit der Schärfe (Back-/Frontfokus, Unschärfen, verwaschene Bilder), was für mich nicht tragbar ist, wenn ich mehrere Hundert Euro für ein Objektiv ausgebe. Ich empfehle daher, immer Gläser des Kameraherstellers zu verwenden.

In meinem Objektivpark befinden sich momentan folgende Gläser:

  • Canon EF 24-70mm f/2.8L
  • Canon EF 70-200mm f/2.8L
  • Canon EF 85mm f/1.2L
  • Canon EF-S 60mm f/2.8 Macro
  • Canon EF-S 10-22 f/3.5-6

Für die Food-Fotografie verwende ich meist das Canon EF 24-70 f/2.8L, das Canon EF 70-200mm f/2.8L und das Canon EF-S 60mm f/2.8 Macro.

Und was bedeuten die ganzen Abkürzungen?

EF” bezeichnet bei Canon Objektive, die an Spiegelreflexkameras der EOS-Serie (APS-C und Vollformat) benutzt werden können. “EF-S“-Objektive dagegen können nur an den semiprofessionellen SLRs mit APS-C-Sensor  benutzt werden.

Venedig mit dem 24-70mm.

Die mm-Angabe beschreibt die Brennweite des Objektivs. Dabei unterscheidet man zwischen Zoom-Objektiven (wie z.B. das Canon EF 24-70mm) und Festbrennweiten (wie z.B. das Canon EF 85mm). Zoom-Objektive ermöglichen die Wahl der Brennweite. Hinein- und herauszoomen ist damit ihm Rahmen der Brennweite möglich. Bei einer Festbrennweite besteht diese Möglichkeit nicht. Festbrennweiten haben den Vorteil, dass sie meist eine höhere Lichtstärke haben und schärfere Bilder liefern.

Im Bereich der Zoom-Objektive unterscheidet man zudem noch in Standard-, Tele- und Weitwinkelzoom. Letztere kommen meist bei der Landschaftsfotografie oder in engen Räumen zum Einsatz. Das EF 24-70mm ist demnach ein Standard-Zoom, das EF 70-200mm ein Tele-Zoom und mein EF-S 10-22mm mein Weitwinkelzoom.

Schleiereule mit Telezoom.

Die Angabe “f/1.8” beschreibt die maximale Blende. Je kleiner der Wert, desto mehr Licht kann in die Kamera gelangen, desto höher ist die Lichtstärke. Dieser Wert ist etwas verwirrend, da gilt: Je kleiner der Wert, desto größer die Blende. Leider gilt auch: Je größer die Blende, desto teurer. Für Lichtstärke musst Du in der Regel viel Geld bezahlen – vor allem für Werte um f/2.8 oder darunter.

Das “L” steht für die Profi-Objektiv-Serie von Canon.

Wann verwende ich welches Objektiv?

Canon EF 24-70mm f/2.8L

Meistens kommt dieses Objektiv bei der Food-Fotografie zum Einsatz. Das Objektiv bringt solide Bildqualität, eine gute Schärfe und eine flexible Brennweite, die für meine kleine Küche gut geeignet ist. Objektive haben eine “Naheinstellgrenze”, d.h. sie benötigen einen minimalen Abstand zum Objekt, bis sie in der Lage sind, das Bild scharf zu stellen. Die Naheinstellgrenze ist bei diesem Objektiv einige wenige Zentimeter, was auch Detailaufnahmen zulässt. Die Schärfe bei Offenblende (= f/2.8) leidet leider, weshalb ich maximal mit f/3.5 fotografiere. 90% meiner Bilder werden mit diesem Objektiv geschossen.

 

Nüsschen mit Blitzlicht aufgehellt – Gegenlicht.

 

Vor und nach der Nachbearbeitung in Lightroom.

Canon EF 70-200mm f/2.8L

Ich liebe diese Linse. Ich liebe die unglaubliche Schärfe (die beim Nachfolgemodell noch unglaublicher ist, sogar bei Offenblende) und das wunderbare Bokeh (Unschärfe im Hintergrund). Leider ist meine Küche zu klein, sonst würde ich wohl nur mit dieser Linse knipsen. Sie hat eine Naheinstellgrenze von 1,5 Metern, was mir keinerlei gestalterischen Freiraum lässt. Deswegen setze ich die Linse nur ein, wenn ich an anderen Orten koche. Neben der Food-Fotografie nutze ich die Linse meist für Portraits oder auch im Wald:

Canon EF 85mm f/1.2L

Mein kleiner Star im Park, sozusagen der Lamborghini in der Garage. Die Lichtstärke des Objektivs ist unglaublich, selbst bei Offenblende macht die Linse rattenscharfe Bilder – besonders an einer Vollformat-Kamera. Leider ist die Linse für Food-Fotografie wegen der hohen Brennweite und meiner kleinen Küche nicht geeignet – ich bräuchte viel Platz, um Objekte damit gut in Szene zu setzen. Ich nutze die Linse ausschließlich für die Portrait-Fotografie.

Aus der Serie “Gesichter Nürnbergs”, Available Light, Aufheller.

Canon EF-S 60mm f/2.8 Macro

Eine Macro-Linse besitzt die Fähigkeit, durch eine praktisch nicht vorhandene Naheinstellgrenze Details zu erfassen. Durch die Festbrennweite ist die Schärfe des Objektivs auch gut, kommt nach meinem Dafürhalten nur nicht an die L-Serie heran.

Soweit die Materialschlacht. Zu Beginn des Artikels hatte ich es bereits erwähnt: Ich habe in letzter Zeit immer wieder Fragen zur Fotografie bekommen – und nun möchte ich die Gelegenheit nutzen, Dich zu fragen: Was interessiert Dich am meisten? Folgende Themen kann ich Dir anbieten, in weiteren Artikel darüber zu schreiben:

  • Einblick in mein kleines Küchen-Fotostudio: Wie ich fotografiere, was ich verwende, was herauskommt
  • Eine kleine Demo, wie man auch mit Point-and-shoot Kameras gute Food-Fotos machen kann (Das muss ich erst probieren, aber ich habe da eine Idee)
  • Tipps für scharfe Fotos
  • Einführung in die Grundlagen: Verschlusszeit, Blende, ISO, Weißabgleich und Konsorten